Starkregen in Pleidelsheim – Rückstau – Wasser im Keller?
Als es in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 16 extrem stark regnete wurden viele Keller in Pleidelsheim – hauptsächlich im „inneren Sol“ – überflutet. Daraufhin gab es in den “Pleidelsheimer Nachrichten“ von der Gemeindeverwaltung eine Stellungnahme mit technischen Erläuterungen.
Allerdings fehlte der Hinweis, dass nach den geltenden technischen Regeln gem. DIN 1986 bzw. DIN EN 12056 auf Grundleitungen mit Bodeneinläufen unterhalb von Gebäuden – d.h. unter der Kellerbodenplatte – verzichtet werden soll.
Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene (= Straßenniveau) sind grundsätzlich über eine automatische Abwasserhebeanlage rückstaufrei an den öffentlichen Abwasserkanal anzuschließen. Nur unter besonderen Bedingungen und Voraussetzungen (untergeordnete Räume = Kellerräume) dürfen Grundleitungen für Ablaufstellen unter der Kellerbodenplatte verlegt werden, d.h. nur mit Rückstauverschlüssen. Auch werden leider die Drainageleitungen oft ohne bzw. nach dem Rückstauverschluss an die Kanalisation angeschlossen.
Da die technischen Regeln Grundleitungen mit Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene nicht absolut verbieten, ist es leider nicht die Ausnahme. Der Hausbesitzer hat trotz Rückstau-verschluss immer das Risiko, dass dieser bei einem Starkregen nicht dicht abschließt, weil vielleicht die zwingend erforderliche Inspektion und Wartung auf richtige Funktion nicht durchgeführt wurde. Der Rückstauverschluss ist ein Mal monatlich vom Betreiber zu prüfen. Außerdem muss er mindestens halbjährlich durch einen Sachkundigen (Sanitärinstallateur) gewartet werden. Aber wird das tatsächlich von allen Hausbesitzer auch so gemacht?
Im Beratungsangebot* der Verwaltung an die Bürger wird ausdrücklich auf das Risiko von Grundleitungen mit Rückstauverschlüssen unterhalb der Rückstauebene hingewiesen. Immer besser und sicherer wäre die richtige Lösung eine Abwasserhebeanlage mit Anschluss auch der Drainageentwässerungsleitungen zu installieren. Dies gilt für Neubauten, da in bestehenden Gebäuden dies nur sehr aufwändig umgebaut werden kann.
Um Rückstaus aus dem Kanalnetz möglichst zu verhindern bzw. zu minimieren, hat nun die Gemeinde in diesem Frühjahr / Sommer für Starkregenereignisse ein neues Regenrückhalte-becken am Neckar-Kanal gebaut. Es wurden 800.000 EUR investiert.
Auf der Bürgerversammlung am 30.11.16 wurde erläutert, dass die Gemeinde in den letzten Jahren sehr viel Geld für die Sanierung der Abwasserkanäle ausgegeben hat. Für extreme Starkregenereignisse kann jedoch das Abwassersystem einer Gemeinde aus Kostengründen nicht ausgelegt werden.
Obwohl das Regenrückhaltebecken am 22./23.06.16 glücklicherweise schon 2 Tage in Betrieb war und dann bis zu ca. 2/3 gefüllt war, kam es trotzdem zu überfluteten Kellern. Es ist zu vermuten, dass die Rückstauverschlüsse nicht funktionierten und auch die Kellerböden – und Wände gegen drückendes Wasser nicht genügend abgedichtet sind. Außerdem müssen die Kellerfenster und Kellerabgänge einschl. Türen gegen das Eindringen von Oberflächenwasser durch Barrieren abgeschottet werden.
Die Gemeinde wird jetzt noch bis ca. Ende 2017 den Zu –und Ablauf in das neue Regenüberlauf-becken durch eine weitere Baumaßnahme optimieren, d.h. es wird für ca. 370.000 EUR eine Messstrecke mit Niveausteuerung in den Abwasserkanal eingebaut, so dass bei Starkregen die Abwassermenge und damit der Druck im Kanalnetz merklich reduziert werden kann.
Außerdem hat die Gemeindeverwaltung beim Investor der geplanten Bebauung zwischen Talstraße/Max-Eyth-Straße erreicht, dass auf Kosten des Bauträgers ein eigenes unterirdisches 70 m³ Regenrückhaltebecken gebaut wird, so dass die derzeit in das Abwassersystem eingeleitete Regenwassermenge auch nach der Bebauung nicht größer sein wird.
*Beratungsangebot der Gemeinde:
20.12.2016, 10.01.2017 und 24.01.2017, nachmittags bis 18:00 Uhr
Terminvergabe: Tanja Bez, 07144/264-35, t.bez@rathaus-pleidelsheim.de
Im Rathaus liegen auch Info-Flyer zur Grundstücksentwässerung aus.
Mehr unter www.pleidelsheim.de
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Klaus Schabet
11.12.2016
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